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Suchtprävention

Neue Drogen (bis 2014)

Badesalze, Pflanzennahrung, Rohrreiniger Fachgespräch Research Chemicals

Research Chemicals sind Chemikalien aus der Forschung, die in ihrer Wirkung illegalen Substanzen ähneln und in der Partyszene als Ersatzdrogen konsumiert werden. Jährlich kommen so viele neue synthetische Stoffe aus den Drogenlaboren auf den Markt, dass der Gesetzgeber nicht nachkommt, diese unter das Betäubungsmittelgesetz zu stellen. Die irreführenden Bezeichnungen „Badesalz“, „Pflanzennahrung“ oder „Rohrreiniger“ – häufig auch mit dem Zusatz: „Nicht für den Verzehr geeignet“ – dienen nur dem Zweck, das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen.

Auf Grund der Aktualität des Themas hat der Präventionsrat im Dezember 2014 ein Fachgespräch für pädagogische Fachkräfte angeboten. Die Referentin Angelika Kahl von der Fachambulanz des Lukas-Werkes warnt vor der falschen Annahme: „Legal ist nicht gleich harmlos. Die Zusammensetzungen sind oft so undurchschaubar wie unerforscht, dass der Einsatz solcher Drogen einem Russischen Roulette gleicht.” Ihre Kollegin Marion Lambert ergänzt „Die Potenz dieser Stoffe ist viel höher als bei den herkömmlichen illegalen Drogen. Und damit erhöht sich auch die Gefahr von körperlichen und psychischen Folgen für die Konsumenten.“ Wie riskant die neuen Drogen sind, wurde im Verlauf der Veranstaltung deutlich. Einen besonders lebensgefährlichen Cocktail kann die gleichzeitige Einnahme unterschiedlicher Substanzen ergeben. Insbesondere die Verbindung mit Alkohol oder eine ungewollte Überdosierung durch Unerfahrenheit führen häufig zu bedrohlichen Vergiftungserscheinungen.

25 pädagogische Fachkräfte aus den Bereichen Schule, Jugendarbeit, Jugendhilfe und Suchthilfe sind der Einladung gefolgt.

HaLT – Hart am LimiT (bis 2014)

Bundesmodellprojekt „HaLT – Hart am LimiT“ zur Reduzierung des riskanten Alkoholkonsums bei Kindern und Jugendlichen

Das Projekt „HaLT – Hart am LimiT“ ist ein breit angelegtes Frühinterventions- und Präventionsprogramm im Alkoholbereich. Es wurde aufgrund der in den letzten Jahren stark steigenden Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die mit einer schweren Alkoholvergiftung stationär behandelt werden mussten, vom Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung und vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit initiiert.

Das Modellprojekt wurde an elf Standorten in neun Bundesländern erprobt sowie wissenschaftlich begleitet und hat sich zwischenzeitlich in über 100 Kommunen bundesweit etabliert. Ziel des HaLT-Projektes ist es zum Einem, dem exzessiven Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen früh und präventiv zu begegnen. Zum Anderem soll ein verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol auf kommunaler Ebene gefördert  werden, der die Jugendlichen dabei unterstützt, ein altersangemessenes Konsumverhalten zu erlernen. Junge Menschen orientieren sich in ihrer Identitätsentwicklung sehr stark an ihrer Umwelt und benötigen dafür Vorbilder ebenso wie klare Orientierung, die eine konsequente Umsetzung des Jugendschutzgesetzes voraussetzt.  

Die Notwendigkeit des Projektes …

... ergibt sich aus dem Drogen- und Suchtbericht des Bundesministeriums für Gesundheit von Mai 2008.  Hiernach hat sich …

... die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Alkoholvergiftungen bei den 10–20-Jährigen von 2000 bis 2006 mehr als verdoppelt.

... ist die Konsummenge bei den 12-17-Jährigen in der Zeit von 2005 bis 2007 von 34g reinem Alkohol pro Woche auf 50g gestiegen (Anmerkungen. Vol. % = ml reiner Alkohol in 100 ml Flüssigkeit; 1 ml reiner Alkohol = 0,8 Gramm)  

... hat das „Binge Drinking“ oder „Komasaufen“ zugenommen, wobei Jugendliche aus allen sozialen Schichten innerhalb kurzer Zeit sehr große Mengen an Alkoholika, bewusst auch Hochprozentiges zu sich nehmen, mit dem Ziel, sich schnell in einen tiefen Rausch zu versetzen. Waren es 2005 noch 20 % der Jugendlichen, die einmal im Monat „gebingt“ hatten, „bingten“ 2007 schon 26%!   Bedeutung für den Landkreis Peine

Die Erfahrungen aus der wissenschaftlichen Begleitung des Bundesmodellprogramms „HaLT- Hart am LimiT“ sowie die Zahlen aus dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesdrogenbeauftragten weisen eindeutig darauf hin, dass der riskante Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen in erschreckendem Maße steigt.

Auch im Landkreis Peine ist diese Tendenz zu beobachten, belegt durch die Erfahrungen des Klinikums Peine, wonach jährlich schätzungsweise zwischen 80 und 100 Jugendliche vom Rettungsdienst eingewiesen werden, die nach Alkohol- und Drogenexzessen sowohl ambulant als auch stationär versorgt werden müssen. Bei ca. 20 dieser Jugendlichen handelt es sich um so genannte Wiederkehrer, was bedeutet, sie werden nicht zum ersten Mal behandelt.  Dies führt zu verschiedenen Diskussionen aber auch zu der Frage nach Interventionsmöglichkeiten. Hierbei stoßen die herkömmlichen Präventionsansätze schnell an ihre Grenzen, da zum Einen die betroffenen Jugendlichen bisher nicht im Hilfesystem ankommen und zum Anderen die möglichen präventiven Maßnahmen der Veranstalter öffentlicher Feste auf rein freiwilliger Basis beruhen, was zunächst durch eher negative Werbewirksamkeit abschreckt.

Das HaLT-Projekt bietet hierfür beide Probleme eine konstruktive Lösung: Die enge Kooperation mit den Einrichtungen, in denen die alkoholisierten Jugendlichen behandelt werden, ermöglicht eine niedrigschwellige und zeitnahe Kontaktaufnahme und die Bekanntmachung des Projektes in Presse und Öffentlichkeit ermöglicht auch einen „Quereinstieg“ z.B. für besorgte Eltern oder Freunde. Zeitgleich führt die Einbeziehung möglichst vieler Veranstalter dazu, dass Wettbewerbsnachteile vermieden werden, auch soll das Hinwirken auf einen altersadäquaten und genussorientierten Umgang mit Alkohol eine positive Lobby schaffen und gleichzeitig die mit einem übermäßigen Konsum von Alkohol häufig verbundenen Probleme wie Pöbeleien oder Vandalismus reduzieren.  

Presseartikel der Peiner Allgemeinen Zeitung vom 14.6.2013:

Trinken bis der Arzt kommt: Experten warnen Peine. Im Rahmen des Projekts „Hart am Limit“, das vom Landkreis Peine initiiert wird, hielten am Donnerstagabend zwei Fachreferenten einen interessanten Vortrag zum Thema Komasaufen. Dr. Astrid Voltz, Leiterin der Notaufnahme des Peiner Klinikums, und Dr. Hendrik Voges, Leiter des Rettungsdienstes, klärten im Kreishaus über das Thema Alkohol auf. Das Projekt ist ein Frühinterventions- und Präventionsprogramm im Alkoholbereich. Immer mehr Kinder und Jugendliche landen aufgrund einer Alkoholvergiftung im Krankhaus und mьssen ärztlich behandelt werden.

Daher lud Heike Kubow, Mitarbeiterin der Jugendförderung, diese zwei Referenten zu Aufklärung ein. Bis zum 1. Juni wurden dieses Jahr in Peine drei junge Patienten gezählt, die mit einem hohen Alkoholpegel in das Krankenhaus eingeliefert wurden. „Ein 19-Jähriger kam mit 3,78 Promille auf die Station und hatte Krampfanfälle“, sagte Voltz. Allerdings sei die Zahl der Patienten im Rausch mit Skepsis zu betrachten. Denn: Diejenigen, die sich aufgrund starken Alkoholkonsums verletzten, werden nicht zusätzlich auf Promillewerte untersucht. Unter 18-Jährige tauchen auch nicht in der Statistik auf, da diese sofort in ein Kinderklinikum gebracht werden. Außerdem sei es bei den Jüngeren üblich, die Hilfsbedürftigen nicht ins Krankenhaus zu schicken, sondern sie auf eigene Verantwortung zu beobachten. Schließlich sei die Zahl von drei Peiner kaum realistisch, da die Jugendlichen zum Feiern nach Braunschweig, Salzgitter oder Hannover fahren und sich schließlich dort in den jeweiligen Krankenhäusern aufhalten, wenn etwas passiert. „Die Dunkelziffer ist somit in Peine viel höher“, erklärte Voges. Im Jahr 2011 wurden bundesweit 26 349 Kinder und Jugendliche bis zum 20. Lebensjahr gezählt, die nach Alkoholexzessen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Zum Abschluss mahnten die Ärzte: „Lieber den Rettungswagen ein Mal zu viel anrufen, bevor etwas Schlimmeres passiert.“

Quelle: Peiner Allgemeine Zeitung

Um im Landkreis Peine erfolgreich dem exzessiven Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen entgegenzutreten, haben sich folgende Koordinationspartner/innen zur Durchführung des Bundesmodellprojektes „HaLT – Hart am LimiT“ zusammengeschlossen und werden in ihrer  Projektarbeit vom Klinikum Peine unterstützt:

Lukas-Werk Suchthilfe gGmbH Fachambulanz Peine, Bahnhofst. 8, 31226 Peine  - Tel: 05171 / 5081 - 0 fa-peine@lukas-werk.de  

Landkreis Peine Fachdienst Jugendamt Jugendamt, Burgstr. 1, 31224 Peine -  Tel.: 05171 / 401- 2309 www.jugendfoerderung-peine.de  

Polizei Peine Jugendprävention, Schäferstr. 87 ,31224 Peine  -  Tel.: 05171 / 99 91 08 rainer.roecken@polizei.niedersachsen.de

„Sehne mich süchtig“ - Ein erprobtes Suchtpräventionskonzept“

Bereits im Jahre 2007 hat sich der Arbeitskreis Suchtprävention in Kooperation mit der Realschule Mühlenberg in Edemissen der Herausforderung gestellt, ein praktikables Präventionskonzept zu erstellen, das allgemein für weiterführende Schulen im Landkreis Peine als Modell nutzbar ist. Heraus gekommen ist dabei eine Arbeitshilfe, die sich insbesondere den Fragen des Zeitmanagements, der Übernahme der Koordination, der Auswahl der Zielgruppe und der Gestaltung des inhaltlichen Rahmens widmet. Diese Arbeitshilfe  bietet den Schulen einen Strukturrahmen für ein Präventionskonzept, dessen größte Leistung darin besteht, eine Vielzahl der regional agierenden Arbeitskreise und Institutionen zusammenzuführen und als Projektpaket den Schulen zur Verfügung zu stellen.

Durch die Bausteine des Projektes wird der schulische Zugriff erweitert um die aktive Einbeziehung der Eltern und Betroffenen vor Ort. So kann es gelingen, einen Diskurs mit Eltern, Lehrer/innen, regionalen Arbeitskreisen und Institutionen in Gang zu setzen, um letztlich näher an die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen zu gelangen, eine eigene Betroffenheit zu erreichen und Verhaltensveränderungen anzustoßen.

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